Schweizer aufgeschlossen gegenüber digitalen Finanzangeboten

Schweizer aufgeschlossen gegenüber digitalen Finanzangeboten

Mehr als ein Viertel der Schweizer würde Finanzdaten mit Banken oder Drittanbietern teilen. Das zeigt eine aktuelle PwC-Studie zum Thema «Open Banking». Die Corona-Krise hat zudem die Beliebtheit bargeldloser Zahlungsmittel erhöht. Nachholbedarf besteht beim Vertrauen und den Angeboten.

Hinter dem Versprechen von Open Banking verbirgt sich eine Welt neuer Bezahlmöglichkeiten und digitaler Finanzdienstleistungen. Doch auf europäischer Ebene sind die Vorbehalte gegenüber Open-Banking-Angeboten noch immer gross: Lediglich 20% der Europäer sind dazu bereit, ihre Finanzdaten mit Banken oder Drittanbietern zu teilen. Schweizer Verbraucher sind hingegen bereits deutlich aufgeschlossener und würden zu 28% ihre Daten freigeben. Am ehesten liessen sich die Schweizer Befragten mit einer automatisierten Steuererklärung (12%), Einkaufsrabatten (11%) oder der kostenlosen Nutzung von Bankdienstleistungen (8%) davon überzeugen, ihre Bankdaten zu teilen, wie die neue Ausgabe der «European Payments»-Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigt.

Dabei vertrauen die Schweizer Konsumenten nach wie vor am meisten traditionellen Banken und Kartenanbietern, um ihnen persönliche Informationen zu überlassen (25%). Zahlungsdienstleister (11%) und Einzelhändler (9%) konnten sich vor Internetgiganten (7%) und Neobanken und FinTechs (5%) behaupten. Im Vergleich zur vergangenen Umfrage konnten vor allem Zahlungsdienstleister Vertrauen hinzugewinnen (2018: 9%).

Mehr Apps und Wallets im Einsatz

Neben der Weitergabe persönlicher Daten, die eine der Grundlagen für Open Banking darstellt, zeigen sich an einer anderen Front ebenfalls Fortschritte: Der Anteil der Schweizer Verbraucher, die aktuell bereits am liebsten mittels Apps oder Wallets von Banken oder Drittanbietern bezahlen, hat sich deutlich von 9% (2018) auf 15% (2020) erhöht (Europa: 14%). Debitkarten steigen ebenfalls weiter in der Beliebtheit und werden von 23% der Schweizer Befragten präferiert (2018: 19%). Auch Kreditkarten können von diesem Trend profitieren, ihr Anteil bei den beliebtesten Zahlungsmitteln wuchs von 12% (2018) auf 16% (2020). Europaweit liegen Debitkarten mit 31% (2018: 27%) bei den bargeldlosen Bezahlmethoden ebenfalls vorne. Zudem stehen Kreditkarten mit 19% (2018: 19%) auf europäischer Ebene höher im Kurs als in der Schweiz.

Die COVID-19-Pandemie führt zu einem zusätzlichen Anstieg bei bargeldlosen Zahlungen: 37% der Schweizer Befragten geben an, momentan häufiger mit der Karte zu bezahlen als vor der Krise (Europa: 44%). Zusätzlich gibt die Mehrheit der Verbraucher in der Schweiz (55%) an, ihr geändertes Bezahlverhalten auch nach der Krise ganz oder grösstenteils beibehalten zu wollen (Europa: 47%).

Schweiz ist auf gutem Weg

«Im europäischen Vergleich wird deutlich, dass der Weg zum Open Banking noch weit ist. Doch vor allem in der Schweiz geht die Entwicklung beim Teilen von Daten in die richtige Richtung. Auch die COVID-19-Pandemie hat offensichtlich dazu beigetragen, das Zahlungsverhalten zugunsten digitaler Alternativen zu verändern – eine der weiteren Voraussetzungen für eine funktionierende Open Banking-Infrastruktur. Banken und FinTechs sollten das aktuelle Momentum zum Anlass nehmen, um weiter in attraktive und integrierende Services zu investieren und so noch skeptische Verbraucher vom Mehrwert durch Datenaustausch zu überzeugen», kommentiert Daniel Ettlin, Director bei Strategy& Schweiz.

In anderen Lebensbereichen sind Konsumenten in der Schweiz mittlerweile ebenfalls bereit, für bestimmte Services ihre Daten zu teilen. Weit verbreitete Messenger (46%) oder Bonussysteme von Einzelhändlern (46%) werden häufig genutzt, ebenso wie Social Media-Apps (29%). «Die Beispiele für erfolgreiche datenintensive Anwendungen ausserhalb der Finanzwelt zeigen, welches Potential in Open Banking schlummert. Dieses muss nun über entsprechende Angebote weiter geweckt werden: Banken und FinTechs können ihren Kunden beispielsweise mit der übergreifenden Kontrolle über sämtliche Konten, Abbuchungen und Verträge die Vorteile von Open Banking aufzeigen», ergänzt Andreas Pratz, Co-Autor der Studie und Partner bei Strategy& Schweiz.

Abkehr vom Bargeld?

Gleichzeitig scheint die Abkehr vom Bargeld nun auch immer mehr in der Schweiz anzukommen: Bevorzugten hierzulande 2018 noch 60% der Befragten Scheine und Münzen als Zahlungsmittel, verringert sich ihre Zahl auf nunmehr 45%. In Europa liegt dieser Wert allerdings nur noch bei 36% (2018: 43%). Die Beweggründe hinter der Bargeldnutzung in der Schweiz haben sich in den letzten beiden Jahren ebenfalls geändert. Während vor zwei Jahren 42% der Befragten angaben, Bargeld sei oft die einzig akzeptierte Zahlmethode, sagen dies aktuell lediglich noch 38%. Auch Bequemlichkeit (2020: 21%; 2018: 25%) oder die leichtere Kontrolle über Ausgaben (2020: 21%; 2018: 25%) spielen eine immer geringere Rolle, genauso wie Sicherheitsbedenken (2020: 20%; 2018: 15%).

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