Weniger Geld für Schweizer ICT-Start-ups

Weniger Geld für Schweizer ICT-Start-ups

Die Investitionen in wissensbasierte Jungunternehmen gingen 2023 in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent zurück. Besonders stark war die Abnahme im Bereich ICT. Das zeigt der aktuelle Swiss Venture Capital Report.

Im Kalenderjahr 2023 erreichte der Abschwung auf dem globalen Risikokapitalmarkt auch die Schweiz. Die Ursachen sind die gleichen wie in den USA, Grossbritannien, Deutschland oder den skandinavischen Ländern: Einerseits bremsen die steigenden Zinsen den Mittelzufluss von institutionellen Anlegern, Vermögensverwaltern, Family Offices und Privatpersonen, anderseits sorgt die allgemeine wirtschaftliche Verunsicherung dafür, dass sich die Risikokapitalgeber bei neuen Engagements zurückhalten und Geld für bereits investierte Firmen vorhalten. In der Summe führten diesen Faktoren zum ersten Jahr mit markant rückläufigen Risikokapitalinvestitionen seit der Finanzkrise von 2008/2009.

Insgesamt flossen den Schweizer Start-ups im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden Franken zu, 35 Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders betroffen vom Rückgang war das Segment der Start-ups in der Wachstumsphase: Die 20 grössten Finanzierungsrunden totalisierten im vergangenen Jahr 1,4 Milliarden Franken; im Vorjahr waren es 2,6 Milliarden gewesen. Die Zahl der Finanzierungsrunden hingegen stieg leicht von 383 auf 397.

Die meisten Finanzierungsrunden gab es in der Region Zürich (167). In diesen wurden insgesamt 872, 3 Millionen Franken gesammelt. Die Region St.Gallen brachte es auf 11 Finanzierungsrunden mit Investitionen in der Höhe von 65,6 Millionen Franken. Tiefer ist der Wert nur noch in den Regionen Fribourg (60 Mio.) und Bern (26,3 Mio.)

Schwerer Stand für ICT- und Fintech-Start-ups

Die Aufschlüsselung nach Branchen zeigt, dass es 2023 vor allem den Start-ups aus dem ICT- und Fintech-Sektor schwerfiel, Geld einzusammeln: Die Investitionen fielen gemäss Swiss Venture Capital Report (SVCR) um mehr als 60 Prozent auf 786 Millionen Franken, während etwa die Investitionen in Biotech- oder Medtech-Start-ups um 22 Prozent auf 492 beziehungsweise um 41 Prozent auf rekordhohe 379 Millionen Franken stiegen.

Nur zwei Exits in der Ostschweiz

Rückläufig waren 2023 auch die Verkäufe von jungen Schweizer Technologieunternehmen an branchennahe Grossunternehmen aus dem In- und Ausland. Während 2022 insgesamt 67 risikokapitalfinanzierte Jungunternehmen neue Eigentümer fanden, waren es 2023 nur noch 38. Zu diesen gehört auch die 2011 gegründete Proffix Software AG aus Vilters-Wangs, die im August an den britischen ERP-Anbieter Forterro verkauft wurde. Ebenfalls in Ausland verkauft wurde Thrive Themes aus Schaffhausen. Das Start-up entwickelt Plugins und Themes für WordPress und gehört nun dem US-Unternehmen Awesome Motive.

Zuversichtliche Investoren

«Das vergangene Jahr war beispiellos», kommentiert Thomas Heimann, der Start-up-Verantwortliche des Branchenverbandes SECA. Die Resultate der jährlichen Investorenumfrage des SVCR lassen allerdings darauf schliessen, dass sich das Finanzierungsgeschehen schon im laufenden Jahr wieder beleben wird, zumindest was den Mittelzufluss betrifft. Zurzeit sammeln gut 50 Schweizer Risikokapitalfirmen Geld für neue Fonds ein. Rund die Hälfte der Anlagevehikel verfügte per 1. Januar 2024 bereits über die Mittel für erste Investments.

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