«Ich ziehe weg, wenn die Initiative nicht entschärft wird»

Carsten Koerl, Gründer des Sportdaten-Anbieters Sportradar, sieht die Juso-Erbschaftssteuerinitiative als Gefahr für den Standort Schweiz.
Im Interview mit der Sonntagszeitung spricht Carsten Koerl, Milliardär und Unternehmer aus Appenzell Ausserrhoden, offen über seine Bedenken zur geplanten Juso-Erbschaftssteuerinitiative. «Eine Annahme der Initiative würde dazu führen, dass meine Nachfolger die Firma verkaufen müssten», erklärt er. Für ihn käme das einer «Enteignung» gleich – und sollte es so weit kommen, würde er die Schweiz verlassen.
Koerl, der seit 2022 auf der «Forbes»-Liste der Milliardäre geführt wird, hebt insbesondere die Problematik hervor, dass eine kleine Minderheit der Bevölkerung durch Abstimmungen fundamentale Veränderungen im Schweizer Rechtssystem herbeiführen könnte. «Ich finde es bedenklich, was hier passiert», betont er und verweist darauf, dass dies den Grundprinzipien der direkten Demokratie widersprechen würde.
Standort Schweiz im internationalen Vergleich
Der Unternehmer sieht die Schweiz im internationalen Vergleich noch immer als attraktiven Standort, insbesondere für Fachkräfte im Bereich Technik und künstliche Intelligenz. «Die Infrastruktur ist besser, auch im Vergleich mit der Schweiz», sagt er. Besonders die hohe Lebensqualität, die Sicherheit und die steuerlichen Vorteile machen die Schweiz zu einem beliebten Ziel.
Gleichzeitig warnt Koerl davor, diese Vorteile durch politische Initiativen aufs Spiel zu setzen: «Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer mehr, die Reichen zahlen weltweit schon sehr hohe Steuern.» Er plädiert dafür, die Schweiz als attraktiven Wirtschaftsstandort zu erhalten, anstatt mit neuen Steuern und Abgaben den Wohlstand zu gefährden.
Keine Panik, aber klare Worte
Obwohl Koerl keinen Grund zur Panik sieht, ist seine Botschaft an die Politik unmissverständlich: «Es gibt keinen Grund, den Standort Schweiz unattraktiver zu machen.» Seiner Ansicht nach müsse die Schweiz im globalen Wettbewerb um Talente und Unternehmen weiterhin konkurrenzfähig bleiben.
Text: red