Gemeinden geben sich bei Digitalisierung schlechte Noten

Gemeinden geben sich bei Digitalisierung schlechte Noten

Wie «smart» sind die Schweizer Gemeinden unterwegs? Die zweite repräsentative Gemeinde-Befragung zur Digitalisierung, in Auftrag gegeben vom Verein Myni Gmeind und dem Schweizerischen Gemeindeverband (SGV), zeigt: Die grosse Mehrheit der Gemeinden beurteilt den technologischen Wandel positiv – blickt aber zugleich skeptisch auf die eigenen Digitalisierungs-Anstrengungen.

Die Digitalisierung ist vor allem eine Chance: Diese Sicht teilen fast alle Gemeinden, nämlich 97 Prozent. Die Einsatzzwecke sind vielseitig; Bedarf sehen sie prioritär bei der Modernisierung von Verwaltungsprozessen (eGovernment), der Kommunikation mit Bevölkerung und Wirtschaft sowie digitalen Dienstleistungen wie dem Online-Schalter. Weniger wichtig scheint den Kommunen die Digitalisierung in Infrastrukturbereichen wie Werkhof, Mobilität und Immobilienmanagement.

Grosse Wirkung zeigt die Corona-Pandemie: 52 Prozent der Gemeinden haben in den letzten 12 Monaten Instrumente für die virtuelle Zusammenarbeit eingeführt. Eine grosse Mehrheit der Gemeinden ist also gewillt und motiviert, die Digitalisierung anzupacken. Die wichtigsten Beweggründe dafür sind die Steigerung der Effizienz, die Verbesserung des Kundennutzens und die Stärkung des Kontakts mit der Bevölkerung. Die Attraktivität als Arbeitgeber hat im Vergleich zum Vorjahr stark an Bedeutung gewonnen – möglicherweise eine Konsequenz des Homeoffice während der Covid-19-Krise und ein Abbild des stark umkämpften Arbeitsmarktes wegen dem Fachkräftemangel. In ihrer Selbsteinschätzung halten die Gemeinden auch den politischen Willen und die Unterstützung der Verwaltungsführung als ausreichend.

Zu wenig Personal, Geld und Kompetenzen

Ein rundum positives Fazit also? Mitnichten! 58 Prozent der teilnehmenden Gemeinden sehen sich als Nachzügler in der Digitalisierung, nur 2 Prozent bezeichnen sich selbst als Vorreiter. Und nach dem Entwicklungsstand wichtiger Erfolgskriterien in ihrer eigenen Gemeinde gefragt, geben sich die Verantwortlichen schlechte Noten: Nur in zwei von dreizehn Kategorien bewerten sie sich als genügend. Sorgen bereiten ihnen vor allem die Ressourcen: Es mangelt aus Sicht der Gemeinden vor allem an Personal, finanziellen Mitteln und den Kompetenzen, um die Digitalisierung meistern zu können. Entsprechend ist das Thema Weiterbildung wichtig – Myni Gmeind und SGV setzen mit ihrem Grundkurs Digital-Pionier also am richtigen Ort an.

Die Mängel durch Kooperation wettzumachen, steht jedoch nur für eine kleine Minderheit im Fokus: Mit 29 Prozent ist der Anteil jener Gemeinden, welche mit anderen Kommunen zusammenarbeiten, weiterhin tief. Eine Rolle könnte hierbei spielen, dass immer mehr Kantone mit ihren Gemeinden die Errichtung von gemeinsamen Verwaltungsdienstleistungs-Portalen angehen. Spannend: Jene Gemeinden, welche eine zentrale Stelle oder Person als verantwortlich für die Digitalisierung bestimmt haben, bezeichnen sich deutlich häufiger als Vorreiter. Auch wer über eine Digitalstrategie verfügt, bewertet den eigenen Entwicklungsstand positiver.

Die detaillierten Resultate sind online unter www.mynigmeind.ch/umfrage publiziert.

Auf dem Bild: Die Teilnehmer des Podiums zur Digitalisierung in den Gemeinden an der Suisse Public SMART: Marco Rupp, Gemeindepräsident Ittigen, Manuela Fritschi, Gemeindeschreiberin Sirnach, Christoph Niederberger, Direktor Schweizerischer Gemeindeverband, Moderatorin Denise Wenzel, Ricarda Stampa, Projektleiterin Digital Manager Stadt Aarau, und Jakob Rager, Direktor CREM Martigny (von links). Quelle: Schweizerischer Gemeindeverband

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