Wie Liechtenstein den digitalen Wandel erlebt

Wie Liechtenstein den digitalen Wandel erlebt

Die Digitalisierung wird in Liechtenstein zunehmend als zentraler Faktor für die Zukunft des Landes verstanden. Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft stehen vor einem tiefgreifenden Wandel, der nicht nur technologische, sondern auch soziale Fragen auslöst. Eine Bevölkerungsumfrage der Universität Liechtenstein im Auftrag von digital-liechtenstein.li zeigt nun, wie die Menschen im Land und in der Region diesen Wandel beurteilen.

Die Studie basiert auf einer Befragung von 539 Personen im Jahr 2024. Die Ergebnisse von Dr. Béatrice S. Hasler und Dr. Christian Frommelt zeigen ein überwiegend positives, aber differenziertes Bild: 89 Prozent betrachten Digitalisierung als Fortschritt und Chance, 81 Prozent erkennen Vorteile für die Wirtschaft. Deutlich zurückhaltender ist die Einschätzung gesellschaftlicher Auswirkungen. Nur 45 Prozent sehen einen Nutzen für das Zusammenleben und lediglich 32 Prozent verbinden Digitalisierung mit einer höheren Lebensqualität.

Viele fühlen sich fähig, Schritt zu halten

86 Prozent der Befragten geben an, sie könnten den digitalen Veränderungen folgen. Gleichzeitig empfinden 31 Prozent den wachsenden Anpassungsdruck als Belastung. Besonders betroffen sind Frauen und ältere Menschen. Rund ein Drittel befürchtet zudem Arbeitsplatzverluste. Während jüngere Menschen vor allem in Bildung und Wirtschaft Chancen sehen, erleben andere den Wandel stärker als Risiko. Die Studie verweist deshalb auf die Notwendigkeit gezielter Förderung digitaler Bildung und Teilhabe.

Zukunftstechnologie KI weckt Hoffnungen und Zweifel

Ein zentrales Thema der Befragung war die Künstliche Intelligenz. 64 Prozent befürworten ihre Weiterentwicklung, aber nur ein Viertel vertraut darauf, dass die Politik eine angemessene Regulierung sicherstellt. Die Nutzung unterscheidet sich stark nach Alter: 91 Prozent der unter 35-Jährigen verwenden bereits KI-Tools, bei den über 65-Jährigen sind es 32 Prozent. Die Technologie wird als Zukunftschance wahrgenommen, bleibt aber eng mit Unsicherheit verknüpft.

Sicherheit und Vertrauen im Fokus

Cybersicherheit bleibt eines der drängendsten Anliegen. 61 Prozent der Befragten fordern stärkere Massnahmen, insbesondere beim Schutz vor Desinformation und digitaler Gewalt. Die Autorinnen und Autoren interpretieren dies als Ausdruck eines gesellschaftlichen Bedürfnisses nach Orientierung. Digitalisierung wird zunehmend nicht nur als technologischer Prozess verstanden, sondern als Entwicklung, die Werte, Regeln und Vertrauen erfordert.

Die Studie leitet daraus fünf zentrale Handlungsfelder ab: Vertrauen stärken, digitale Teilhabe sichern, eine bürgernahe Verwaltung fördern, Kompetenzen ausbauen und Sicherheit im digitalen Raum verbessern. «Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Bevölkerung den digitalen Wandel aktiv mitgestalten will», sagt Dr. Béatrice Hasler, Senior Scientist an der Universität Liechtenstein. «Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein, sie muss dem Menschen dienen. Sie gelingt nur nachhaltig, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht.»

Die vollständige Studie ist unter www.digital-liechtenstein.li verfügbar.

Text: pd/red

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