FinTech-Branche wieder auf Wachstumskurs

FinTech-Branche wieder auf Wachstumskurs

Nach einem schwierigen Jahr 2021 mit rückläufigen Unternehmenszahlen und stagnierenden Beschäftigtenzahlen herrscht im Jahr 2022 wieder Wachstum vor. Einblicke in den dynamischen Finanztechnologiemarkt geben die Ergebnisse der diesjährigen FinTech-Studie der Hochschule Luzern.

Die Hochschule Luzern publiziert jährlich die IFZ FinTech-Studie. Dieses Jahr gibt die Studie zum achten Mal einen umfassenden Überblick über die Schweizer FinTech-Branche. Der vorliegende Beitrag fokussiert auf wichtige Veränderungen und wichtige Trends. Die vollständige Studie kann auf der Website der HSLU heruntergeladen werden.

Steigende Zahlen

Nach einem Rückgang von rund fünf Prozent im Jahr 2021 hat sich die Entwicklung der Schweizer FinTech-Branche wieder in die gewohnte Richtung entwickelt. Ende 2022 zählte die Branche insgesamt 437 Unternehmen, was einer Zunahme von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Zuwachs ist vor allem auf insgesamt 75 Unternehmen zurückzuführen, die vor 2022 gegründet wurden und bisher nicht in der Datenbank enthalten waren. Zusätzlich wurden 14 Unternehmen aufgenommen, die im Jahr 2022 gegründet wurden.

Am meisten FinTech-Unternehmen gibt es in Zürich, Zug und Genf. Mit 7 FinTech-Unternehmen belegt der Kanton St.Gallen im nationalen Ranking Platz 8, gefolgt von Appenzell Ausserrhoden (2), dem Thurgau (2) und Appenzell Innerrhoden (1).

Blockchain ist zurück

Von den 14 Unternehmensgründungen im Jahr 2022 sind elf der Kategorie Distributed Ledger Technology zuzuordnen, zwei der Kategorie Prozessdigitalisierung / Automatisierung / Robotik und eines der Kategorie Analytics / Big Data / Künstliche Intelligenz. Die neu gegründeten FinTech-Unternehmen scheinen sich also vor allem wieder auf Technologien rund um die Blockchain zu konzentrieren, die vor allem in den Jahren 2017 und 2018 einen Boom erlebt hat.

Es überrascht daher nicht, dass zehn der 14 neu gegründeten Unternehmen ihren Sitz im Kanton Zug haben, einem globalen Hotspot für Blockchain-Technologie. Die anderen vier Unternehmen wurden in den Kantonen Jura, Obwalden, Thurgau und Zürich (je 1) registriert.

Trend zur Nachhaltigkeit

Bis Ende 2022 wurden 32 in der Schweiz ansässige FinTech-Unternehmen identifiziert, die nachhaltig sind und die Zulassungskriterien erfüllen. Insgesamt wies die letztjährige Studie 4,4 Prozent der Gesamtstichprobe als nachhaltige FinTech-Unternehmen aus, während die diesjährige Studie bereits einen Anteil von 7,3 Prozent ausweist. Der Nachhaltigkeitsfokus der 32 FinTech-Unternehmen in der Stichprobe ab 2022 lässt sich in zehn grüne FinTech-Unternehmen, drei soziale FinTech-Unternehmen, acht sozial-grüne FinTech-Unternehmen und elf FinTech-Unternehmen, die nachhaltigkeitsunterstützende Aktivitäten anbieten, unterteilen.

Zurück zu moderatem Wachstum

Die durchschnittliche Zahl der Vollzeitäquivalente (VZÄ) ist im Laufe der Jahre allgemein gestiegen, stagniert aber 2022 bei 20. Für das nächste Jahr erwarten die meisten der bestehenden Unternehmen jedoch einen Anstieg der Mitarbeiterzahl. Von den 111 Schweizer FinTech-Unternehmen, die eine Einschätzung zur Entwicklung des Personalbestands für 2023 abgegeben haben (auf einer Skala von stark negativ, negativ, unverändert, positiv, stark positiv), erwarten 22 Prozent ein starkes Wachstum, 68 Prozent ein moderates Wachstum und nur zehn Prozent ein Nullwachstum.

Mittelbeschaffung wird komplizierter

Im Rahmen der Umfrage für die Studie wurden alle Schweizer FinTech-Unternehmen nach der Dringlichkeit von neun verschiedenen Herausforderungen befragt. Als vergleichsweise besonders stark werden die beiden Herausforderungen bei der Kundensuche (6,9) und der Verfügbarkeit von Fachkräften bzw. erfahrenen Managern (6,5) wahrgenommen. Der Zugang zur Finanzierung folgt an siebter Stelle mit einem Durchschnittswert von 4,9. Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt jedoch, dass die Mittelbeschaffung für die Unternehmen schwieriger geworden ist. Am stärksten zugenommen hat der Zugang zur Finanzierung (+17%) in der Dringlichkeit (+17%).

Bestes Umfeld in Singapur, gefolgt von Zürich und Genf

Seit dem ersten FinTech-Hub-Ranking im Jahr 2017 bietet Singapur die besten Bedingungen für FinTech-Unternehmen. Dieser Vorsprung konnte im Jahr 2022 weiter ausgebaut werden. Die beiden Schweizer Städte Zürich und Genf bilden zusammen mit Stockholm die erste Verfolgergruppe, allerdings mit einem deutlichen Abstand zum Spitzenreiter aus Südostasien.

Darüber hinaus besteht ein direkter Zusammenhang zwischen den Rahmenbedingungen an einem Standort und der Grösse seines lokalen FinTech-Sektors - auch wenn dieser um länderspezifische Effekte korrigiert wird. Risikokapital und Joint-Venture-Aktivitäten korrelieren am stärksten mit der Grösse eines FinTech-Sektors, was darauf hindeutet, dass das Umfeld für Investitionen und Kooperationen eine wichtige Rolle bei der FinTech-Gründung spielt.

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