Digitale Gemeinden: Innovation durch Vernetzung und Mut

Digitale Gemeinden: Innovation durch Vernetzung und Mut

Wie gelingt der digitale Wandel in Gemeinden? Diese Frage stand im Zentrum der 12. Ostschweizer Gemeindetagung der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Fachkräftemangel, digitale Arbeitsformen und Künstliche Intelligenz prägten die Diskussionen.

Bis 2030 fehlen in der Schweiz rund 130'000 Fachkräfte im öffentlichen Sektor. Besonders kleinere Gemeinden sind von dieser Entwicklung betroffen. Um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben, braucht es flexiblere Arbeitsmodelle. Kathrin Kölbl von Abraxas betonte in ihrem Vortrag die Bedeutung von Homeoffice, Jahresarbeitszeit und Jobsharing. Umfragen zeigen, dass 96 Prozent der Befragten Jobsharing als machbar erachten, und 71 Prozent sehen auch Topsharing als realistische Option.

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Kathrin Kölbl

Auch die Führungskultur muss sich anpassen. Laut Umfragen wünschen sich viele Gemeindemitarbeitende mehr Flexibilität, während Gemeinden gleichzeitig effizienter arbeiten müssen. Ein zukunftsweisender Ansatz ist die Kombination von dezentralen Arbeitsmodellen mit digitalisierten Verwaltungsprozessen.

Künstliche Intelligenz und Digitalisierung im Gemeindealltag

Wie kann KI fair und sinnvoll eingesetzt werden? Diese Frage diskutierten Sonja Angehrn vom ICAI Institut für Künstliche Intelligenz der OST und Sara Juen vom IGD Institut für Gender & Diversity. Dabei wurde klar: Technologie soll unterstützen, aber mit Augenmass eingesetzt werden. «Eine digital-agile Gemeinde mit sinnstiftender Arbeitssituation muss das Ziel sein», so Sibylle Minder von der OST. Sie unterstrich zudem die Bedeutung rechtlicher und ethischer Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI in der Verwaltung.

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Sibylle Minder

Ein weiteres Beispiel für Digitalisierung in Gemeinden präsentierte Lineo Devecchi vom OZG Zentrum für Gemeinden der OST. Er erläuterte innovative Projekte, darunter die Berechnung des Entsiegelungspotenzials von Siedlungsflächen oder die Optimierung der Sperrgutentsorgung – beide hervorgegangen aus einem «Innovation Camp».

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Lineo Devecchi

Kooperation als Motor für smarte Gemeinden

Gemeinden profitieren von regionaler Zusammenarbeit. Beispiele dafür sind der «Open Data Hack» der Stadt St.Gallen zur Visualisierung von Wassertemperaturen oder das Entwicklungsprojekt «Mörschwil 2030». Laut Leila Hauri von der REGIO Appenzell AR-St.Gallen-Bodensee ist Kooperation der Schlüsselfaktor für eine innovative Verwaltung. Sie sieht besonders in interkommunalen Projekten und dem Teilen von Ressourcen einen wichtigen Hebel zur Modernisierung.

Dennoch ist der Weg in die digitale Zukunft nicht ohne Herausforderungen. Sandro Parissenti vom Kanton St.Gallen betonte, dass neben technologischen Fragen auch die Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend ist. Die digitale Verwaltung dürfe nicht nur auf Effizienz setzen, sondern müsse auch bürgernah bleiben.

Auch Remo Rusca von Smartidentity wies darauf hin, dass digitale Lösungen neue Narrative erfordern. Bürgerinnen und Bürger müssten den Nutzen digitaler Verwaltungsprozesse verstehen und aktiv eingebunden werden.

Zum Abschluss fasste Alexandra Cloots (Titelbild) von der OST die wichtigsten Erkenntnisse in drei Kernpunkten zusammen: «Kooperation ist der Schlüssel zur Gemeinde der Zukunft; Technologie kann unterstützen, ersetzt aber nicht die Menschen; Innovation braucht Offenheit und Mut.»

Text: pd/red
Bilder: Michael Breu

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