Eine Cloud für jedes Bedürfnis

Eine Cloud für jedes Bedürfnis
BVS St. Gallen / Gioia  Harzl
Gioia Harzl

BVS St. Gallen

www.bvs.ch

Gioia Harzl-Fatzer, Autorin dieses Berichts, ist Studentin des eidgenössisch anerkannten und Online-Nachdiplomstudiengangs «Dipl. Digital Innovation Manager NDS HF» der Höheren Fachschule der BVS St. Gallen.

Cloud Computing ist die Bereitstellung von Computing Ressourcen wie z.B. Server, Speicher, Datenbanken, Netzwerkkomponenten und Software über das Internet oder ein internes Netzwerk. Die Daten sind somit in der Cloud, in der sogenannten Datenwolke, gespeichert. Mit Cloud Computing sind die Ressourcen sehr flexibel und stark skalierbar. Dies ermöglicht dem Unternehmen ein rascheres Reagieren und Umsetzen von Veränderungen und Innovationen. In der Regel bezahlt man nur für die Cloud-Dienste, die man tatsächlich nutzt (Pay per Use). So kann man die Betriebskosten senken, die Infrastruktur effizienter ausführen und bedarfsorientiert Skalierungen vornehmen.

Es gibt verschiedene Cloud Bereitstellungsmodelle, die je nach Bedürfnis, zum Einsatz kommen. Nachfolgend werden die drei wichtigsten Cloud Bereitstellungsmodelle erläutert.

Public Cloud, die öffentliche Cloud

Öffentliche Clouds befinden sich im Besitz externer Cloudanbieter wie z.B. Microsoft, Google, Amazon, etc. Die Computing-Ressourcen wie Server und Speicher werden über das Internet zur Verfügung gestellt. Bei öffentlichen Clouds sind sämtliche Hardware-, Software- und andere unterstützende Infrastrukturkomponenten im Eigentum des Cloudanbieters und werden von diesem verwaltet. Public-Cloud-Dienste stehen jedem zur Verfügung, der sie nutzen möchte. Sie können kostenpflichtig oder teilweise auch kostenlos genutzt werden.

Private Cloud, die private Cloud

Private Clouds werden exklusiv von einem einzelnen Unternehmen genutzt und können sich physisch im lokalen Datencenters des Unternehmens befinden. Die Bereitstellung von Computerdiensten erfolgt über das Internet oder über ein privates internes Netzwerk. Viele Unternehmen nutzen aber auch die Leistungen eines externen Anbieters, um ihre private Cloud zu hosten. Private Clouds werden in der Regel intern bzw. von einer IT-Abteilung verwaltet. Somit hat man eine grössere Kontrolle (auch im Security und Datenschutzbereich) und kann Anpassungen der Dienste vornehmen.

Hybrid-Cloud, die kombinierte Cloud

Hybrid-Clouds sind eine Kombination aus öffentlichen und privaten Clouds, die über Technologien für eine gemeinsame Nutzung von Daten und Anwendungen verbunden sind. Die Hybrid-Cloud erlaubt es Daten und Anwendungen, sich zwischen privaten und öffentlichen Clouds zu bewegen. Dadurch bietet sie dem Unternehmen mehr Flexibilität sowie zusätzliche Bereitstellungsoptionen, die zur Optimierung der bestehenden Infrastruktur, Sicherheit und Compliance beitragen. Hybrid-Computing ermöglicht den Zugang zu allen Vorteilen von Cloud Computing wie Flexibilität Skalierbarkeit und Kosteneffizienz, gepaart mit einem möglichst geringen Risiko.

Cloud Computing Dienste

Es gibt verschiedene Angebote für Cloud-Computing-Dienste. Man unterscheidet im Wesentlichen drei Kategorien:

  • Infrastructure as a Service, kurz IaaS genannt
  • Platform as a Service, kurz PaaS genannt
  • Software as a Service, kurz SaaS genannt

Jedes Servicemodell umfasste eine eigene Aufteilung der Verantwortung zwischen Nutzer und Anbieter. Nachfolgend werden die drei Cloud-Dienste und deren Eigenschaften beschrieben.

Infrastructure as a Service (IaaS)

IaaS ist das Servicemodell, welches die Grundlage für den Einsatz einer Cloud-Technologie bildet. Über einen IaaS-Anbieter erhält man über das Internet Zugriff auf die wichtigsten IT-Ressourcen wie z.B. virtuelle Server und Computer (Datenspeicher und Rechenleistung) sowie Netzwerke. Diese Dienste werden gemietet. Somit muss das Unternehmen die Hardware nicht kaufen und kann die erforderlichen Kapazitäten nach Bedarf flexibel nutzen und ausbauen. Da die meisten Services als «Pay per Use» angeboten werden, können bei sinkendem Bedarf, umgehend Kosten eingespart werden. IaaS bietet einen Zugang zu flexiblen, hochmodernen Hardware-Ressourcen, die skaliert werden können, um den Verarbeitungs- und Speicheranforderungen des Unternehmens gerecht zu werden. Die Server befinden sich in den Rechenzentren der Anbieter, die physisch für Nutzerinnen und Nutzer nicht zugänglich sind. Die Administration und Konfiguration erfolgen hingegen durch die User bzw. deren IT-Verantwortlichen selbst. Bekannte Anbieter von IaaS sind Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Workspace.

Platform as a Service (PaaS)

Platform as a Service ist ein Cloud-Dienst, bei dem man Zugang zu kombinierten Hardware- und Software-Tools über einen Service-Provider erhält. Dieser Service wird ebenfalls gemietet und häufig für die Anwendungsentwicklung genutzt. Im Gegensatz zu IaaS wird die Administration der Infrastruktur vom Anbieter übernommen. Somit können sich Unternehmen bzw. Software-Entwicklungs-Spezialisten vollumfänglich auf die Entwicklung, den Betrieb und die Verwaltung von Anwendungen konzentrieren. Die bekanntesten cloudbasierten Entwicklerplattformen sind AWS Elastic Beanstalk, Salesforce, Microsoft Azure und Google App Engine. Sie unterstützen gängige Programmiersprachen, wie Python, Java und PHP.

Software as a Service (SaaS)

SaaS bietet Zugang zu einem fertigen Softwareprodukt und wird von den meisten Usern als den bekanntesten Cloud-Dienst wahrgenommen. SaaS umfasst cloudbasierte Anwendungssoftware, auf die der User über das Internet von diversen Geräten aus zugreifen kann. Die Online-Services werden sozusagen «all-inclusive» gemietet. Der Anbieter übernimmt die Bereitstellung, Wartung und Aktualisierung von Infrastruktur und Software. Es ist kein technisches Verständnis notwendig, um SaaS-Cloud-Angebote nutzen zu können. Bei SaaS ist in der Regel alles komplett eingerichtet und der User kann die Software über eine benutzerfreundliche Oberfläche nutzen. Anpassungen können in der Regel nicht vorgenommen werden. Viele verschiedene Anbieter stellen SaaS zur Verfügung. Bekannte Beispiele dafür sind Microsoft Office 365, welches insbesondere die Zusammenarbeit und Produktivität von Teams fördert. Auch für private User gibt es viele verschiedene Cloud-Speicher-Anbieter wie z.B. Dropbox oder Google Drive.

Cloud Computing in KMU

Die Digitalisierung schreitet voran und die Anforderungen an IT-Infrastrukturen steigen stetig. Auch KMU sind immer mehr gefordert, ihre Arbeitsprozesse zu digitalisieren und ihre IT-Infrastruktur auszubauen. Oft fehlt es jedoch kleinen und mittleren KMU an finanziellen Ressourcen, ihren Bedürfnissen entsprechende, teure Infrastrukturen zu kaufen. Auch der Betrieb von komplexen IT-Infrastrukturen und die Aufwände für deren Security sind kostenintensiv und für KMU oft kaum zu stemmen.

Cloud Computing eröffnet KMU unzählige Chancen zur Nutzung von modernen IT-Anwendungen zu bezahlbaren Preisen. KMU können flexibel nur diejenigen Dienste nutzen, die sie benötigen. Die Kosten fallen regelmässig an und können gut budgetiert werden. Pandemie-bedingt hat Home-Office auch in kleinere und mittlere KMU Einzug gehalten. Cloud Computing bietet die Möglichkeit, Anwendungen standort-unabhängig zu nutzen. Für deren Nutzung ist nur ein Device (Notebook, PC oder Tablet) sowie Internet notwendig.

Folgende Cloud-Anwendungen kommen insbesondere in KMU erfolgreich zum Einsatz:

  • Mailsysteme wie z.B. Office 365 von Microsoft. Mit M365 sind Mails und Kalendereinträge überall zugänglich und werden laufend synchronisiert. Dies war vor Cloud Computing nur mit einer teuren Mailserver-Infrastruktur möglich.
  • Software as a Service wie z.B. AbaWeb von Abacus. Mit der Miete von Software-Lizenzen hat man immer die aktuellste Version der Software und Updates sind inklusive.
  • Betrieb von ERP Systemen. ERP Systeme (Enterprise-Resource-Planning) benötigen oft mehrere und performante Server. Diese sind bei der Beschaffung sehr kostenintensiv. Durch eine Cloud Lösung können hier enorme Initialkosten eingespart werden.
  • Betrieb von Test-Umgebungen. Es gibt immer wieder Systeme und Applikationen, welche getestet werden müssen. Mit einer Cloud Lösung können Systeme rasch und sehr kostengünstig hoch- und nach Testreihen wieder runtergefahren werden.

KMU geniessen mit der Nutzung von Cloud Computing folgende Vorteile:

  • Es fallen keine Investitionskosten für den Erwerb von Hardware und Software an. Es entstehen keine Kosten für die Stromversorgung oder die Kühlung von lokalen Rechenzentren oder Serverracks.
  • Es besteht eine hohe Flexibilität durch bedarfsgerechte Steuerung. Kapazitäten können meist als Self-Service innert Minuten bereitgestellt werden. Somit entfällt der Druck für Kapazitätsplanungen.
  • Durch globale Skalierung kann die richtige Menge an IT-Ressourcen bereitgestellt werden, zum Zeitpunkt und am Standort, wo sie gebraucht wird. Höhere oder niedrigere Rechenleistungen, Speicherkapazitäten oder Bandbreiten sind möglich.
  • Lokale Rechenzentren erfordern oft einen erheblichen Einrichtungs- und Verwaltungsaufwand. Dazu zählen insbesondere die Einrichtung der Hardware sowie das Aufspielen von Software-Updates. Kosten für IT-Experten für die aufwändige Einrichtung und den Betrieb können gespart werden.
  • Cloud-Computing-Dienste können wahlweise in der Schweiz oder global bezogen werden.
  • Die Hardware von grossen Datacentern wird regelmässig auf die neueste Generation von Hardware, die schneller und effizienter ist, aufgerüstet.
  • Die vereinfachte Datensicherung und Notfallwiederherstellung stellt die Geschäftskontinuität sicher, da die Daten an mehreren redundanten Standorten gespiegelt werden.
  • Die meisten Cloudanbieter stellen zahlreiche Richtlinien und Technologien bereit, um die Sicherheit zu stärken und ihre Umgebung vor potenziellen Bedrohungen zu schützen.

Cloud Lösungen sind sehr vielfältig und können in verschiedensten Bereichen eingesetzt werden. Mit Cloud Computing verfügen KMU über flexible Ressourcen, die bedarfsgerecht bezahlt werden. Betriebskosten werden gesenkt und können verlässlich budgetiert werden. Mit der Cloud bleiben KMU flexibel und innovativ. Die hohe Skalierbarkeit von Cloud-Diensten bietet die Möglichkeit, rasch auf verändernde Geschäftsanforderungen zu reagieren. Kollaboration und mobiles Arbeiten in der Cloud steigert die Produktivität der Mitarbeitenden und damit die Marktposition des Unternehmens.

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