Ein HSG-Start-up im Kampf gegen Produktpiraten

Ein HSG-Start-up im Kampf gegen Produktpiraten

Weltweit werden jährlich Produkte im Wert von rund drei Billionen US-Dollar gefälscht. Ein Start-up von HSG-Absolventen hat eine Lösung gegen die Produktpiraterie entwickelt. Weltweit setzen schon mehrere Sportclubs auf die Lösung von «CollectID».

Die FC St.Gallen-Legende Marc «Zelli» Zellweger steht bis heute für einen kämpferischen, aber eher unspektakulären Spielstil. Aufsehenerregend war dann das «Legenden-Trikot», das der FCSG 2020 mit Zellwegers Rückennummer 17 veröffentlichte: Die limitierten Trikots sind über einen Near Field Technology-Chip mit der Blockchain verknüpft. Über diesen NFC-Chip – bekannt ist er vom kontaktlosen Bezahlen via Smartphone oder Karte – ist jedes der «Zelli»-Shirts digital als Einzelstück registriert. So kann es einerseits nicht gefälscht werden, andererseits können die Fussballfans über den Chip und eine App auf exklusive «Zelli»-Inhalte zugreifen.

Die Technologie dafür lieferte das in Goldach ansässige Start-up CollectID. Dass das junge Unternehmen – der Altersschnitt im 15-köpfigen Team ist unter 30 – als einen seiner ersten Kunden den FCSG gewinnen konnte, macht für Gründer und CEO David Geisser Sinn: «Wir sind stolz auf unsere Verwurzelung in der Region», sagt der St.Galler, der selbst FCSG-Fan ist. Zur Verwurzelung gehöre auch, dass mehrere Mitarbeiter an der HSG studiert haben. Geisser selbst hat einen HSG-Master in Business Innovation absolviert, mit seiner Geschäftsidee wurde er vom Inkubatorprogramm Startup@HSG sowie dem St.Galler Start-up-Netzwerk Startfeld gefördert.

Erster Schritt in die USA ist gemacht

Von Goldach aus verbreitet sich die CollectID-Idee seit der Gründung 2018 schweiz- und weltweit: Die Super League-Clubs FCZ, YB und FCSG sowie die Bundesligavereine VfB Stuttgart, FC Köln und Bayer Leverkusen haben ihre an Fans verkaufte Trikots teils mit CollectID-Chips ausgerüstet. Und 2021 wurden für den brasilianischen Verein Atlético Mineiro 120'000 Exemplare eines Jubiläumsshirts mit NFC-Chips bestückt. Derzeit laufen laut Geisser die Verhandlungen mit einem grossen Champions League-Fussballverein.

CollectID

Im Februar 2022 lancierte das Start-up zudem mit dem NHL-Verein Nashville Predators ein Trikot zur Verabschiedung des legendären Torhüters Pekka Rinne. Dieser NHL-Deal soll dabei helfen, Zugang zu weiteren Teams der weltweit beliebten Profisportligen der USA zu finden. «Wir sind daran, ein Team in New York aufzubauen», sagt Geisser.

CollectID

Mit internationalen Investoren unterwegs

Unterstützt wird das Start-up auf seinem Expansionskurs von diversen Investoren. In der jüngsten Finanzierungsrunde im Februar 2022 kamen rund 3,2 Millionen Schweizer Franken zusammen. CollectID fährt also wichtige Punkte ein, wie seine Kunden aus der Sportwelt sagen würden. Dass das Start-up einen Lauf hat, sorgt auch abseits von Investorennetzwerken für Anerkennung. Im Juni erhielt es den Jungunternehmerpreis «Startfeld Diamant» und ein Preisgeld von 30'000 Franken. Das Geschäftsmodell sei «bestechend» und habe «grosses internationales Potenzial», so die Startfeld-Jury. Das junge Start-up trägt zudem das HSG Spin-Off Label.

Auch Geisser sieht Möglichkeiten, sein Produkt in verschiedensten Branchen anzuwenden. «Momentan konzentrieren wir uns aber auf Sport, Fashion und Wein.» Neben dem Bereich Sport arbeitete CollectID bereits mit den nachhaltigen Sneaker-Produzenten Sonra und Rubirosa zusammen und bietet seine Technologie für den Fälschungsschutz von Weinflaschen an.

Problem von Fälschungen ist massiv

Weltweit werden jährlich Produkte im Wert von rund drei Billionen US-Dollar gefälscht. Geisser wurde auf das Problem aufmerksam, als er selbst einen gefälschten Sneaker zugeschickt bekam, den er online gekauft hatte. Bei seinen Recherchen lernte er den Sneakersammler Sergio Muster kennen. Dieser ist Gründer der europaweit grössten Turnschuhmesse «Sneakerness» – und gemeinsam mit Geisser und dem Blockchain-Programmierer Jeremy Smith Co-Gründer von CollectID.

Dass der batterielose und nur wenige Mikrometer dicke NFC-Chip Produkte vor Raubkopien schützt, ist für Geisser aber nur ein Teil des Geschäftsmodelles. Genauso wichtig sei, dass die Verkäufer über die Chip-Nutzung qualitativ hochwertige Daten erhielten: «Sie können damit verstehen, was die Kunden bereits besitzen. Das erlaubt eine gesteuerte Vermarktung neuer Angebote.» Durch die digitale Erweiterung physischer Produkte mit Inhalten wie Videos, Hintergrundinformationen oder Bildern würden dieses zudem aufgewertet. «Möglich ist auch, ein Trikot laufend mit digitalen Angeboten zu erweitern», sagt Geisser. Das erlaube, sagt Fussballfan Geisser, einen «neuen Austausch beispielsweise zwischen Fans und ihrem Sportclub».

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