Wil auf dem Weg zur smarten Gemeinde
Die Stadt Wil ist auf dem Weg zur Vorbildgemeinde für nachhaltige Mobilität. Treibende Kraft ist Hans Mäder, Stadtpräsident von Wil und Vorstandsmitglied des Vereins Smarter Thurgau. Unterstützt wird das Engagement der Äbtestadt von der Initiative Monamo «Modelle nachhaltige Mobilität in Gemeinden» von EnergieSchweiz.
Zum nachhaltigen Mobilitätskonzept der Stadt Wil gehört unter anderem der neue On-Demand-Bus «SALÜ», der im März dieses Jahres lanciert wurde und das Abendtaxi abgelöst hat. «Über die App Salü kann der Bürger seine Fahrt vom Bahnhof nach Hause oder auch eine Fahrt zwischen zwei virtuellen Haltestellen buchen. Wir hoffen, eine Wartezeit unter 7 Minuten zu erzielen, was für kleine Städte und besonders am Abend top wäre», sagt Hans Mäder. Ein weiteres Pilotprojekt im Rahmen von Monamo ist das E-Carsharing. Alle Wilerinnen und Wiler erhalten die Möglichkeit, kostenlos ein Jahresabo von Mobility zu beziehen, um an den Mobility-Standorten Elektrofahrzeuge auszuleihen. Die Kosten werden von den Technischen Betrieben Wil übernommen.
Digitale Lösungen für Smart Citizens
Die Frage, ob Digitalisierung zu befürworten ist oder nicht, stellt sich für Hans Mäder nicht. «Wir verändern uns ohnehin. Digitalisierung wird in der Medizin, Haustechnik oder auch bei der Betreuung und Pflege von Älteren zunehmend an Bedeutung gewinnen; auch in der Verwaltung. Wir brauchen innovative, digitale Services für unsere Smart Cities und Bürger von morgen. Dabei hilft die Digitalisierung nicht primär den Beamten in der Verwaltung, sondern dem ‹Smart Citizen›, d.h. dem Bürger, der beim Tanz mit der Maschine die Führung innehat», erklärt Mäder.
Er führt weiter aus, dass Verwaltungen heutzutage einen Mehrwert für die Bürger schaffen wollen. «Früher ging es bei einer Organisation bzw. Verwaltung um den Prozess. Der Verwaltungsprozess sollte verbessert und die Durchlaufzeit verkürzt werden. Heute richtet sich die Verwaltung danach aus, welche Bedürfnisse der Bürger hat und wie die Services und Informationen bestmöglich an den Bürger gegeben werden können. Den klassischen Beamten braucht es eigentlich nicht mehr, denn der Bürger kann vieles eigenständig mit Hilfe von digitalen Tools erledigen, wie bei der Einwohnerkontrolle», sagt Hans Mäder.
Rahmenbedingungen für digitale Transformation
Daten bieten für Hans Mäder eine zentrale Entscheidungsgrundlage. Er schätzt die Automatisierung der Datensammlung und Analyse mit Hilfe digitaler Tools. Darüber hinaus betont er, dass eine Gemeinde die Datensouveränität über ihre (nicht personalisierten) Daten besitzen muss, damit Daten unabhängig vom Staat oder der Organisationsform bereitgestellt werden können. Dazu müsse der Zugang im Internet für jeden offen sein und die Staaten müssten dafür Sorge tragen, dass das Internet zugänglich sei. Bezüglich der Netzwerk- und Infrastruktur-Kosten im Rahmen der digitalen Transformation konstatiert Hans Mäder: «Uns kleinen Gemeinden sind oft die Hände gebunden, da die Fixkosten zu hoch sind. Deshalb ist mehr Zentralisierung gefragt, damit auch kleine Gemeinden von allen Potentialen der Digitalisierung profitieren können.»
Ökobilanzierung für Gemeinden
Hans Mäder ist nicht nur Treiber der Smart City, sondern auch Initiator beim Thema Ökobilanz. Er unterscheidet eine Zweck-, Ziel- und Ressourcen-Ebene, wobei er auf eine umfassende Sicht abzielt. «Der Fokus ist nicht nur Co2-Reduzierung. Wir müssen auch andere Schäden auf dem Radar haben, wie Energieversorgung oder Abwasser.» Wichtig ist ihm, dass mehrere Städte zusammenkommen und mitmachen, damit eine Klimaregion entstehen kann, beispielsweise die Region Bodenseeraum.
Mehr Verständnis wünschenswert
«Ich bin im Vorstand vom Verein Smarter Thurgau, weil ich fast 20 Jahre in Eschlikon (TG) wohnhaft und dort fünf Jahre Gemeindepräsident war», sagt Hans Mäder. «Ich bin überzeugt, dass alle guten Ideen Unterstützung brauchen und der Verein kann diese Unterstützung leisten. Für die Wirtschaft fände ich es wünschenswert, wenn das gegenseitige Verständnis von IHK und dem Verein Smarter Thurgau geschärft würde.»