Weltweit erste Gigafactory für Feststoffakkus gegründet

Die Swiss Clean Battery AG (SCB) aus Frauenfeld revolutioniert mit ihrem «grünen Feststoffaku» den weltweiten Batteriemarkt.

Feststoffakkus gelten als Nachfolgetechnologie der herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus. Weltweit wird intensiv daran geforscht – nun geht die Schweiz mit dieser Technologie als erstes Land in die Serienproduktion. Der Feststoffakku der SCB AG ist extrem langlebig, unbrennbar und besser in der Umweltbilanz. Das Frauenfelder Unternehmen ist überzeugt, mit dem umweltfreundlichen, sicheren und überaus leistungsstarken Produkt die internationale Konkurrenz hinter sich zu lassen.

Sicherheitsrisiken und Abfallberge

Lithium-Ionen-Akkus haben die Batteriewelt revolutioniert. Nun aber, da ihre Produktion und Verwendung in astronomische Höhen schnellen, zeichnet sich die Schattenseite dieser Entwicklung ab: Es werden Rohstoffe benötigt, deren dauerhafte Verfügbarkeit nicht gewährleistet ist und die teils unter menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen werden. Es bestehen Sicherheitsrisiken, da die Batterien zu nur schwer löschbaren Bränden und Explosionen führen können.

Und, vor allem: Es wird schon in naher Zukunft ein gewaltiger Abfallberg wachsen. Denn die Lebenszeit herkömmlicher Lithium-Ionen-Akkus ist eng begrenzt. Spätestens nach wenigen Tausend Ladezyklen haben sie ihr Lebensende erreicht. Der von der SCB produzierte «grüne Feststoffakku» hält nahezu unendlich und ist 50 Prozent besser in der Umweltbilanz als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus.

30 Jahre Grundlagenforschung

Feststoffakkus gelten bereits seit Jahren als vielversprechende Nachfolgetechnologie herkömmlicher Lithium-Ionen-Akkus. Dementsprechend sind sie Gegenstand der Forschung in zahlreichen Labors auf der ganzen Welt. Bisher jedoch ist es nicht gelungen, leistungsfähige Akkus mit Festionenleiter zu entwickeln.

Ein zentrales technisches Problem besteht darin, den Festionenleiter in den Batteriezellen mit den Elektroden in eine stabile Verbindung zu bringen. Viele Forschungsvorhaben basieren auf einer «modularen Bauweise», bei der Einzelteile ausserhalb der Zelle kombiniert und anschliessend in das Gehäuse eingeführt werden. Dabei kommt es zu Problemen beim Übergang der Ionen an den Materialgrenzen zwischen Elektroden und Festionenleiter.

Nach mehr als 30-jähriger Grundlagenforschung ist es gelungen, dieses Problem zu lösen: In diesem neuen Lösungsansatz entsteht der Festionenleiter ähnlich einem Mehrkomponentenkleber in der Batteriezelle selbst. Dadurch werden die Übergangsprobleme im Vergleich zur modularen Bauweise überwunden.

7,2 Mio. Batteriezellen pro Jahr

CEO der im Februar 2022 gegründeten SCB AG ist Roland Jung (Bild Mitte), CFO Peter Koch (Bild links) und COO Thomas Lützenrath (Bild rechts). Lützenrath ist gleichzeitig in Personalunion der COO der High Performance Battery AG aus Teufen, der Lizenzgebenden Technologiegesellschaft. Es erfolgt ein Aufbau der Produktionsstätte skalierend von 1,2 GWH bis 7,6 GWH.

In der ersten Produktionsphase von 1,2 GWH plant die SCB AG einen Umsatz von 318 Mio. CHF. Hierfür sind 246 Mio. CHF Investitionsvolumen in den Maschinenpark geplant. In dieser ersten Stufe beschäftigt die SCB AG 181 Mitarbeiter. Es werden 20.000 m2 Produktionsfläche bebaut, um dann 7,2 Mio. Batteriezellen pro Jahr zu fertigen.

Der Unternehmenswert beträgt in dieser ersten Stufe 1,3 Milliarden CHF, bei einem konservativen Multiple von 18. Neben eine Fremdkapitalfinanzierung der Produktionsstätte, wird ein Börsengang (IPO) für Oktober 2022 an der Züricher Börse angestrebt.

In der Endphase soll die SCB AG 7,6 GWH produzieren, bei einer Investitionssumme von 775 Millionen CHF und einem Umsatz von über 2 Milliarden CHF. Dafür werden ca. 100.000 m2 Produktionsfläche bebaut. In dieser Ausbaustufe produziert die SCB AG mit 1061 Mitarbeitern nahezu 48 Mio. Batteriezellen pro Jahr. Der Unternehmenswert beträgt dann 8,6 Milliarden CHF.