Smarter Thurgau kommt seiner Vision näher

Seit 18 Monaten ist der Verein Smarter Thurgau nun unterwegs, um die Chancen der Digitalisierung im Thurgau zu nutzen. Die aktuelle Lage macht das Thema so aktuell wie nie. Heute hat der Verein eine erste Bilanz gezogen – selbstverständlich digital.

«Vor 18 Monaten haben wir mehr oder weniger bei null angefangen und können bereits jetzt auf einige Erfolge zurückschauen. Es zeigt sich einmal mehr, was den Thurgau ausmacht, nämlich findige und tatkräftige Leute, die die Zukunft in ihre Hände nehmen und begeistert mitgestalten.» resümiert Vereinspräsident Kurt Brunnschweiler heute erfreut. Eine breit abgestützte Gruppe aus Politik, Wirtschaft, Behörden, Verbänden und Bevölkerung hatte im Mai 2018 den Verein ins Leben gerufen, um gemeinsam die Herausforderungen der Digitalisierung im Kanton zum Thema zu machen und proaktiv anzugehen.

Inzwischen hat sich der Verein mit seinen über 100 Mitgliedern als Schlüsselpartner des Kantons in Sachen Digitalisierung etabliert und Smarter Thurgau ist zum festen Begriff geworden. Mit Veranstaltungen und Projekten wurden Menschen an einen Tisch gebracht, vernetzt und gemeinsam nach Lösungen gesucht, um Digitalisierung und digitale Transformation zum besten Nutzen für den Kanton voran zu bringen.

Gerade die aktuelle Corona-Krise stelle uns alle vor grosse Herausforderungen, so Kurt Brunnschweiler. Es zähle zu den Lichtblicken, mit welcher Kreativität viele Akteure digitale Möglichkeiten nutzen, um die aktuelle Situation zu meistern und auf smarte Art und Weise Hilfestellungen für besonders betroffene Personen zu geben. Auch Smarter Thurgau und seine Projektpartner seien froh, einen Beitrag leisten zu können.

Smartes Start-up hilft bei Corona-Verdacht
Im vergangenen Jahr hatte der Verein der Frauenfelder Misanto AG, eine Anbieterin für digitale Gesundheitsdienstleistungen, beratend unterstützt. Somit konnte auch dank Smarter Thurgau mit dem Aufbau des ersten telemedizinischen Gesundheitszentrums im Thurgau begonnen werden. In Zusammenarbeit mit dem Kanton, Zivilschutz und Hausärzten hilft das Misanto-Ärzteteam nun, Patienten auf eine Covid-19 Infektion abzuklären und bei Verdacht wird ein mobiler Test organisiert.

Smart auch in der Schule
Auch die Rey Automation AG aus Sirnach, ebenfalls Projektpartner von Smarter Thurgau, hat schnell auf die Krise reagiert. Innerhalb von 72 Stunden wurde eine Lösung bereitgestellt, welche die Organisation des Fernunterrichts in den Schulen smart unterstützt. Inzwischen haben mehr als 30 Schulen mit ca. 200 Klassen und über 4000 Schülern die Lösung im Einsatz.

Bereits 2019 hat der Verein Smarter Thurgau mit fachlicher Unterstützung zahlreicher Partner ein modulares Konzept zur Umsetzung des Moduls «Medien und Informatik» des neuen Lehrplans erarbeitet. Mit dem neuen Lehrplan werden Schülerinnen und Schüler im Thurgau ab Schuljahr 2021/2022 zunehmend digitale Geräte, Lernplattformen und Anwendungen nutzen. Dafür sind unter anderem eine schnelle und sichere Internetverbindung, ein flächendeckendes WLAN sowie ein zuverlässiger IT-Support nötig.

Die Schulgemeinde Münchwilen ist gerade dabei Ihre ICT-Infrastruktur und Unterrichtskonzepte für die smarte Schule zu überarbeiten. Für ihr gesamtes Netzwerk bis und mit Zugang zum WLAN in den Klassenräumen ist ab Sommer 2020 der neue Geschäftsbereich «Digital Services» der EKT AG zuständig. Dieser betreibt für KMU, Schulen und die Öffentliche Hand im Thurgau ein kantonsweites Datennetz und ein eigenes Datacenter in Frauenfeld.

Digitale Transformation für KMU
Die aktuelle Krise hat auch für viele KMU das Thema digitale Transformation noch aktueller gemacht und aufgezeigt, dass man sich damit auseinandersetzen muss. Mehrere Unternehmen haben deshalb bereits gemeinsam mit Smarter Thurgau ihre digitale Transformation in Angriff genommen. Dazu gehört unter anderem die TIT Imhof Gruppe aus Kreuzlingen. Bei der seit 30 Jahren im Transport-, Bau- und Entsorgungssektor tätigen Gruppe, ist die IT inzwischen ganz auf mobiles, vernetztes Arbeiten ausgerichtet. Alle 75 Fahrzeuge sind mit Tablets ausgestattet und ins IT-System eingebunden. Dass die Vertriebsmitarbeiter im Kundengespräch direkt auf das ERP-System zugreifen können, hat sich in der aktuellen Krisensituation als äusserst hilfreich erwiesen. So konnten die betriebskritische Disposition und die Administration innert weniger Stunden fit für den sicheren Betrieb an verschiedenen Aussenstandorten und den heimischen Arbeitsplätzen der Mitarbeitenden gemacht werden - ohne einen einzigen Unterbruch.

Öffentliche Verwaltung im Fokus
Für 2020 hat sich der Verein Smarter Thurgau vorgenommen, das Augenmerk noch mehr auf die Gemeinden zu legen. Manfred Spiegel: «Unsere Vision ist ein attraktiver Thurgau im digitalen Zeitalter, als Wohn-, Lebens-, und Arbeitsstandort. Die Gemeinden sind wichtige Partner und wir möchten Sie gezielt ins Boot holen.» Zusammen mit der Gemeinde Eschlikon und weiteren Partnern wurde ein erstes Projekt zum Nutzen der Gemeinden aufgegleist. Ziel ist die Bereitstellung eines Instrumentariums, mit welchem Gemeinden eine umfassende Ökobilanzierung erstellen können. Damit verbunden ist ein weiteres Projekt in Zusammenarbeit mit der Dienststelle für Statistik des Kantons. Dabei geht es darum, den Nutzen von «Open Government Data (OGD)», für Anwendungen durch Firmen und Private aufzuzeigen.

Smarter Thurgau 2.0
Erfreut zeigt sich Smarter Thurgau auch über die Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau. Der Verein wurde vom Department für Inneres und Volkswirtschaft zu einer Stellungnahme aufgefordert, welche die im Dezember im Grossen Rat eingereichten Motion «Anschub in die Digitalisierung – eine Investition in den künftigen Wohlstand» betrifft. Ausserdem wurden für die Jahre 2020-21 aus Mitteln der Neuen Regionalpolitik von Bund und Kanton rund 1.4 Millionen Franken in Aussicht gestellt. Ein Schwerpunkt wird in diesem Jahr ausserdem auf der Organisation eines Innovationstages liegen, um die digitale Kreativität des Thurgaus noch besser zu mobilisieren.