Schweizer setzen zunehmend auf KI-Chatbots – mit klaren Grenzen

KI-Chatbots wie ChatGPT und Gemini sind in der Schweiz auf dem Vormarsch. Eine aktuelle Comparis-Umfrage zeigt: Zwei Drittel aller Erwachsenen haben bereits mit einer solchen künstlichen Intelligenz interagiert. Besonders junge Nutzer treiben diese Entwicklung voran, doch auch ältere Generationen entdecken zunehmend die Vorteile. Allerdings gibt es klare Vorbehalte, insbesondere wenn es um sensible persönliche Daten geht.

Laut der Umfrage haben 62,4 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz bereits ChatGPT oder Gemini genutzt – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr, als es noch 50 Prozent waren. Damit wird künstliche Intelligenz immer stärker zum festen Bestandteil des digitalen Alltags.

Am meisten verbreitet ist die Nutzung unter den 18- bis 35-Jährigen mit einem Anteil von 81 Prozent. Doch auch in der Altersgruppe der 36- bis 55-Jährigen haben bereits 66 Prozent Erfahrungen mit KI-Chatbots gesammelt. Selbst bei den über 56-Jährigen sind es noch 35 Prozent. «Die Jungen haben zwar die Nase vorne. Aber so, wie es aussieht, sind die Chatbots auch problemlos in der Lebenswelt ihrer Eltern angekommen», sagt Comparis-Digitalexperte Jean-Claude Frick. Rund 27 Prozent der Nutzer setzen KI-Tools sogar für berufliche Zwecke ein, etwa für Zusammenfassungen, Berechnungen oder Programmieraufgaben.

KI-Chatbots als Alternative zur klassischen Internetsuche

Ein besonders dynamisches Wachstum zeigt sich in der Informationssuche: 33 Prozent der Befragten nutzen inzwischen ChatGPT oder andere KI-Tools, um Antworten zu finden – im Vorjahr waren es noch 27 Prozent. Die klassische Internetsuche über Google oder Bing gerät damit zunehmend unter Druck. «Es wird interessant zu sehen, wie sich die zunehmende Integration von KI in klassische Suchmaschinen auswirkt», so Frick. Während Google mit AI-Overview neue KI-Funktionen integriert, setzt Bing auf die Copilot-Technologie. Eine Marktaufteilung sei denkbar: «ChatGPT könnte sich bei komplexen Recherchen mit Denkprozessen durchsetzen, während Google bei lokalen und transaktionsbasierten Suchen führend bleibt», analysiert Frick.

Akzeptanz mit klaren Einschränkungen

Die Umfrage zeigt zudem, dass Schweizer Nutzer hohe Erwartungen an KI-Chatbots haben. Fehler werden von 64 Prozent der Befragten weniger toleriert als bei menschlichen Ansprechpartnern. Nur 28 Prozent wären bereit, Fehler von Chatbots zu akzeptieren. «Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, wie oft selbst die bekanntesten KI-Modelle wie ChatGPT oder Gemini noch fehlerhafte Antworten liefern», so Frick.

Besonders sensibel reagieren Nutzer, wenn es um Gesundheitsdaten geht. 58 Prozent lehnen es strikt ab, Angaben zu psychischen Problemen mit einem Chatbot zu teilen. 54 Prozent wollen auch keine persönlichen Daten preisgeben, um einen digitalen Gesundheitscoach zu nutzen. Für 52 Prozent ist es ein No-Go, körperliche Beschwerden über ein KI-Tool zu kommunizieren. Frick sieht darin eine Herausforderung für die digitale Gesundheitsversorgung in der Schweiz: «Dass die eigene Gesundheit nach wie vor als hochsensibles Thema gilt, könnte die Akzeptanz von elektronischen Patientendossiers und digitalen Gesundheitsdiensten erschweren.»

Hohe Zustimmung bei E-Commerce und Kundenservice

In weniger sensiblen Bereichen sind die Schweizer hingegen deutlich aufgeschlossener. Über 90 Prozent haben keine Bedenken, Chatbots für Fragen zu Lieferstatus oder zur Bewertung von Kundenerfahrungen zu nutzen. Auch im E-Commerce werden KI-Tools immer selbstverständlicher eingesetzt: 26 Prozent der Befragten haben bereits einen Chatbot für Kaufentscheidungen genutzt.

Die Ergebnisse der Comparis-Umfrage zeigen: KI-Chatbots haben sich in vielen Bereichen des digitalen Alltags etabliert. Ihre Nutzung wird weiter steigen – doch gerade in sensiblen Bereichen setzen die Schweizer klare Grenzen.

Text; pd/red