KI-Kurzfilm aus der Ostschweiz sorgt international für Aufsehen

Ein rappender Stier, eine kochende Kuh und ein literaturbegeisterter Geissbock: Was nach einem Kinderbuch klingt, ist der Inhalt eines KI-generierten Kurzfilms, der gerade internationale Festivals erobert. Hinter dem Projekt steht der Ostschweizer Unternehmer Pasquale de Sapio – und mit ihm eine neue Generation des digitalen Geschichtenerzählens.

Was mit einem Sturm in einer Alphütte beginnt, wird zu einer schrägen musikalischen Reise: Ein Wanderpaar strandet in einer abgelegenen Berghütte und trifft dort auf sprechende Tiere, die sich zu einer ESC-Band formieren. «The Secret of the Mountain Hut» ist der erste Teil einer Trilogie, die komplett mithilfe von KI umgesetzt wurde – inklusive Bild, Ton, Musik und Dialogen. Die Geschichte verbindet Humor, Fantasie und Technologie auf ungewöhnliche Weise und wurde bereits bei drei internationalen Festivals nominiert.

Technik trifft Kreativität

Der Film ist Finalist bei den AI Film Awards in Paris sowie nominiert beim Seattle AI Film Festival und dem Tianjin International Academic Film Festival. Projektleiter Pasquale de Sapio, der sein Handwerk an der SAE Zürich gelernt hat, nutzt Künstliche Intelligenz nicht als Ersatz, sondern als kreatives Werkzeug. «Sie verändert grundlegend, wie audiovisuelle Inhalte entstehen – und wer sie erzählen kann», sagt er.

Dialektfassung mit neuen Möglichkeiten

Parallel zur englischen Originalfassung ist auch eine Dialektversion erschienen – mit prominenten Stimmen wie Walter Andreas Müller, Reto Scherrer und Michael von der Heide. Bemerkenswert ist dabei die technische Umsetzung: Die KI passte die Schweizer Stimmen automatisch an die englischen Lippenbewegungen an, ganz ohne klassisches lippensynchrones Einsprechen. Diese Methode spart nicht nur Zeit, sondern eröffnet auch Chancen für mehrsprachige Länder – etwa für die Sichtbarkeit von Minderheitensprachen wie Rätoromanisch.

Demokratisierung der Filmproduktion

Das Projekt zeigt, wie KI die Filmproduktion demokratisiert. Was früher grosse Budgets und Teams erforderte, kann heute auch von kleinen Studios oder Einzelpersonen realisiert werden. Die nächsten beiden Teile der Trilogie sowie ein vollständig KI-generierter Song erscheinen in den kommenden Wochen. De Sapio versteht sein Projekt als Einladung, die neuen kreativen Freiheiten mutig zu nutzen – und als Appell für eine kluge Regulierung statt Verbote.

Teil einer wachsenden Bewegung

«The Secret of the Mountain Hut» ist auch Ausdruck einer aktiven KI-Kreativszene in der Schweiz. Plattformen wie KImpact fördern den Austausch zwischen Kreativen, Technolog:innen und Medienprofis. Ziel ist es, die gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Integration von KI aktiv mitzugestalten.

Text: pd/red