Digitale Tools senken Risiken und Kosten
Eine Studie der HSG mit Daten der Groupe Mutuel zeigt exemplarisch anhand von zwei Krankheitsbildern, wie Patienten bei gleichzeitiger Kosteneinsparung besser behandelt werden können.
Unnötige oder falsche Behandlungen, oft auch als «Low Value Care» bezeichnet, gelten als vermeidbare Risiko- und Kostenfaktoren im Gesundheitswesen. Bei der stabilen koronaren Herzkrankheit könnte dank einem optimierten Diagnose-Pfad jedes Jahr ungefähr 5 Millionen Franken bei Versicherten der Groupe Mutuel gespart werden.
Unter Low Value Care werden Leistungen verstanden, die den Patienten wenig oder keinen Nutzen bringen oder sogar potenziell Schaden verursachen. Dabei entstehen unnötige Kosten und knappe Gesundheitsressourcen werden verschwendet bzw. nicht effektiv genutzt.
Eine neue Studie der School of Medicine (Med-HSG) der Universität St.Gallen untersucht mit Daten der Groupe Mutuel zwei Aspekte des Versorgungspfads von zwei weitverbreiteten chronischen Erkrankungen auf Low Value Care. Dazu gehört auch die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD).
Regelmässige Medikamenteneinnahme entscheidend
COPD war 2019 die dritthäufigste Todesursache weltweit. In der Schweiz leiden mindestens 400’000 Menschen an der unheilbaren Lungenerkrankung und verursachen geschätzt Kosten von 603 bis 847 Millionen Franken pro Jahr. Durch sachgemässe Einnahme von Medikamenten kann die Verschlimmerung von Symptomen verlangsamt, die Lebensqualität stabilisiert und das Risiko einer Hospitalisierung gesenkt werden.
Das Problem ist unter anderem, dass Medikamente nicht gemäss Vorschrift, d.h. z.B. täglich, eingenommen werden. Dies kann sowohl für die Patienten als auch für die Gesundheitskosten negative Folgen haben. Die Auswertung der Groupe-Mutuel-Daten zeigt entsprechend, dass die Gesundheitsausgaben von COPD-Patienten, die ihre Medikamente nicht regelmässig einnehmen, im Durchschnitt um rund CHF 10’000 höher sind im Vergleich zu Patienten mit einer regelmässigen Medikamenteneinnahme.
«Die Ergebnisse dieser Studie zeigen auf, dass es an der Zeit ist, digitale Gesundheitsanwendungen für chronische Krankheiten zu entwickeln. Damit könnten strukturiert qualitätsoptimierte Behandlungsprogramme, die zum Beispiel Patienten helfen, ihre Medikamente nach Verschreibung zu nehmen, besser gewährleistet werden», sagt Alexander Geissler, Akademischer Direktor und Lehrstuhlinhaber Management im Gesundheitswesen an der Universität St.Gallen.
Die vollständige Studie finden Sie hier.