Das Fort Knox unter den Messengern

Vor sieben Jahren hat Andreas Wiebe mit seiner Suchmaschine «Swisscows» Google den Kampf angesagt. Anfang dieses Jahres ist er nun mit dem Messenger «Teleguard» in Konkurrenz zu Whatsapp & Co getreten. Über seine Beweggründe und darüber, was künftig noch zu erwarten ist, hat er mit east#digital gesprochen.

Andreas Wiebe, warum haben Sie nach Google nun auch Whatsapp den Kampf angesagt?
Weil wir absolut gegen die Überwachung sind! Ebenfalls ist es unsere Strategie, langfristig ein Eco-System aufzubauen, in dem Nutzer ohne Überwachung ihr soziales Leben ausleben können.

Worin unterscheidet sich Ihr Messenger von den bekannten?
Teleguard hat einen wesentlichen und doch sehr einfachen Unterschied: Er ist total sicher. Es gibt keine Überwachung, keine Bindung per Mail oder Telefonnummer. Die Teilnehmer-Identifikation erfolgt ausschliesslich über eine achtstellige ID oder über einen QR-Code. Der Messenger greift auch niemals auf das Telefonbuch des Nutzers zu. Teleguard ist quasi das Fort Knox unter den Messengern, also ein Bunker.

Und was ist die wichtigste Eigenschaft von Teleguard?
Die absolute Ergebenheit zum und die Interessenvertretung des Nutzers. Nichts wird gespeichert. Alle User sind anonym. Und: Man kann Teleguard auch ohne SIM-Karte nutzen.

Nachrichten auf Teleguard werden verschlüsselt. Das bieten aber auch andere Messenger.
Hier muss man den wichtigen Aspekt der Glaubwürdigkeit ins Visier nehmen: Amerikanische Unternehmen, die nur auf reiner Geldgier basieren, können viel erzählen – ob alles stimmt, weiss man nicht. Damit spreche ich ganz klar Whatsapp und Signal an; Telegram wiederum ist nicht verschlüsselt. Im Gegensatz dazu ist Teleguard sogar hochgradig verschlüsselt. Dafür stehe ich mit meinem Namen und mit unserer ganzen Strategie.

Welche Verschlüsselungstechnologie wird beim Teleguard-Messenger verwendet?
Mit SALSA20 verwenden wir verwenden die beste Verschlüsselungstechnik, die es im Moment gibt. Was das bedeutet, kann ich mit einem Beispiel erklären: Um eine Nachricht bei Teleguard zu entschlüsseln, würden die modernsten Server dieser Welt etwa 25 000 Jahre benötigen.

Wo stehen die Server und wer hat, ausser Ihnen, Zugriff darauf?
Alle Server stehen bei uns in der Schweiz und ausser uns intern hat niemand Zugriff. Aber selbst wenn jemand in die Server einbrechen könnte, würde er da nichts finden, da alle Nachrichten nach dem Empfang auf der Stelle gelöscht werden. «Teleguard greift niemals auf das Telefonbuch des Nutzers zu.»

Ihr Ziel sind 50 bis 100 Millionen Nutzer noch in diesem Jahr. Wie ist der Stand aktuell?
Ja, das ist eine Ansage, ich weiss. Aber wir sind auf dem guten Weg. Man darf nicht vergessen, dass Teleguard noch nicht einmal zwei Monate alt ist. Die Welt und somit auch Whatsapp-Nutzer sind gerade sehr verunsichert und auf der Suche nach Alternativen. Es ist also genau der richtige Moment für ein solches Vorhaben. Zudem haben wir unsere Google-Alter-native Swisscows, wo wir unsere Nutzer zum Umdenken anregen. Wir sind auch nicht nur in der Schweiz gestartet, sondern gleich in 18 Ländern weltweit.

Wird Teleguard noch weiter ausgebaut?
Selbstverständlich! Erst kürzlich haben wir eine neue Funktion aufgeschaltet, mit der Nutzer themenbasiert Videos, Bilder und Texte an-schauen, anhören und lesen können. Die User können ihren Lieblingsthemen und -interessen folgen und Berichte liken oder weiterleiten. Zudem hat jeder Nutzer die Möglichkeit, eigene Clubs zu erstellen und sich eine Community aufzubauen. Zu finden ist diese Funktion in der App unter «MyClubs».

Nachdem Sie der grössten Suchmaschine und nun auch Whatsapp den Kampf angesagt haben, wäre der nächste logische Schritt eine Social-Media-Plattform. Bestehen diesbezüglich allenfalls bereits Pläne?
Wir arbeiten gerade an Alternativen, wie beispielsweise einem sicheren E-Mail. Eine Social-Media-Plattform ist aber noch nicht in Sicht – aber wer weiss? (lacht)

Interview: Patrick Stämpfli
Bild: Marlies Thurnheer

Das Interview ist auch in der aktuellen Ausgabe des Magazins east#digital nachzulesen, zusammen mit weiteren interessanten Beiträgen aus der digitalen Ostschweiz. Die aktuelle east#digital-Ausgabe ist diesen Monat dem LEADER beigelegt.