Der eSport ist der Gewinner der Krise

Der eSport ist der Gewinner der Krise

Ende Juni wurden beim «eSport & Gamification.Forum» in St.Gallen unter anderem die Auswirkungen der Corona-Krise auf den digitalen Sport diskutiert. Über 30 Referenten sowie jeweils 100 Teilnehmer vor Ort und online widmeten sich der Frage, ob eSport der Gewinner der Krise ist.

Nicht zuletzt dank Corona stieg die Akzeptanz der Games-Branche in der jüngeren Vergangenheit stetig. Nun sind auch die politischen Weichen gestellt, denn Gaming ist als Kultur-Form anerkannt und damit förderberechtigt, wie Matthias Sala, Präsident der Swiss Game Developers Association (SGDA), erklärte. Das werde dem eSport-Standort Schweiz weiter im Wachstum helfen. Aktuell bietet die Branche schweizweit etwa 1500 Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung, Tendenz steigend. Damit sich die kleinen Schweizer Studios gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen können, sieht Sala den Amateur-Bereich als relevant für die Zukunft an: «Ein Szenario könnten Grümpeli sein, um die breite Masse der Gesellschaftabzuholen. Sehr gut funktioniert das mit Mobile Gaming.»

eSport lebt von Emotionen

Die Schweiz ist nicht nur in der Entwicklung kleinerer Games vorne dabei, sondern auch beim Ausrichten von eSport-Events. Durch die Absage zahlreicher Veranstaltungen sei der eSport nicht nur mit positiven Effekten durch die Krise gegangen, wie Sascha Komaromy, Head of Swiss Gaming bei der Swiss Interactive Gaming Association (SIEA), darlegte. Durch die digitalen Alternativen sei auch der digitale Sport in Mitleidenschaft gezogen worden, denn: «eSport ist wie Fussball. Wer mal im Stadion oder in der eSport-Arena war, der weiss, dass das Emotionen pur sind. Und die Emotionen verschwinden im digitalen Raum», so Komaromy. Auf Emotionen wie bei der Fantasy Basel oder der Zürich Game Show hofft Komaromy im Herbst. Dennoch mahnt er vor Problemen: «Inhaltlich ist das ein Fragezeichen. Fast alle Publisher haben die Gelder gestoppt und ohnehin bis Ende September Reiseverbot.» Ohne Publisher und Sponsoren droht den Veranstaltern ein tristes Event.

Sponsoring-Angebot im digitalen Fussball fehlt

Zahlreiche Marken haben den Einstieg ins eSport-Sponsoring bereits gewagt. Das sei auch logisch, denn der eSport sei als «Türöffner besser geeignet als der klassische Sport», erklärte Jens Keel, CEO der Agentur Sportsemotion. Gerade weil der digitale Sport bei den Marken gut ankommt, ist es für ihn schwer nachvollziehbar, warum die Schweizer Fussball-Clubs im internationalen Vergleich sehr wenig investieren. Joachim Reuter, Leiter eSport beim FC Basel, relativierte: «Der Wille ist da, jedoch ist der eSport sehr erklärungsbedürftig und komplex, was die Vermarktung erschwert.» Zudem fehle in der Schweiz eine Liga und die nötigen Strukturen, um langfristige Engagements zu erzielen. Das bestätigte auchAndré Stöckli, Sponsoringleiter bei Raiffeisen: «Wir sind bereit, als Sponsor in eine Liga zu investieren. Aber es gibt schlicht noch kein Angebot.» Kurzfristige Formate während des Lockdowns hätten gezeigt, dass die Umsetzung funktioniert. Doch fügt Stöckli an, dass «es nicht um das Business gehen sollte. Vielmehr sollten die Clubs den eSport zur Fan-Gewinnung nutzen.» Auch hier müsse man in der Schweiz auf die breite Gesellschaft schielen, statt auf den Spitzensport.

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